Diese Meisterklasse richtet sich an Leute, die bereits über solide Schauspielkenntnisse und über Schauspielerfahrung verfügen, und weiter in die Tiefe gehen wollen. Wir erarbeiten Anton Tschechow’s letztes und komplexestes Theaterstück, die Tragikomödie Der Kirschgarten, eine vergnügte Parabel über eine kollabierende Mikrogesellschaft, geschrieben am Vorabend der sozialen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Der Unterricht findet als Dialogunterricht statt, Fragen und Lehrinhalte ergeben sich aus den Herausforderungen der konkreten künstlerischen Arbeit, das gibt individuellem Lernen viel Raum und wir verfeinern uns als künstlerisches Instrument “im Prozess durch den Prozess”.
Der Kirschgarten – Meisterklasse 2025/26
Themen
Der Themen sind viele, doch die folgenden Themen sind von Anfang an tief und untrennbar in unser Unterfangen eingewoben:
- Wie man rigoros dem Text Vorrangstellung einräumt und wie diese Beschränkung kreativ wird
- Wie die “Einnestung” des Stückes in empirische historisch-soziologische und biographische Fakten zu einem fundierten Verständnis des Stückes beiträgt
- Was der Kirschgarten mit dem Theater der Antike zu tun hat
- Wie man Aufmerksamkeit führt, um zu erzählen, was man erzählen will
- Wie schauspielerisches Handeln und hochinteragierendes Spiel eine nicht-naturalistische künstlerische Form kreieren
- Wie man schauspielerische Skulpturalität in Zeit und Raum kultiviert und sich zu eigen macht
- Wie Sprechen Handeln in der Umwelt ist und Empfindung, Gefühl, Gedanke und Bewegung in einer mehrdimensionalen künstlerischen Sprechstimme hörbar werden
- Was der Kirschgarten mit Bertolt Brecht zu tun hat und warum Tschechow solche Schwierigkeiten mit der Herangehensweise Stanislavskis hatte
- Wie man innerhalb der künstlerischen Vision einer Inszenierung als eigenständiges künstlerisches Individuum schöpferisch wirksam wird ohne dass dadurch die Inszenierung in Beliebigkeit zerfällt
- Wie man in einem heterodoxen, nicht-kollektivistisch organisierten Ensemble vergnügt entlang produktiver Konflikte an der gemeinsamen Sache arbeiten kann.
Probenzeiten
Die Probenzeiten sind so gestaltet, dass die Teilnahme berufsbegleitend möglich ist: Wir beginnen mit individuell vereinbarten Kleingruppenproben ab Dezember. Anfang Februar und Ende Mai findet jeweils eine volle Probenwoche statt. Zwischen Januar und der Premiere Ende Mai wird außerdem jedes zweite Wochenende geprobt. Individuelle Sperrtermine können abgesprochen werden, eine Verfügbarkeit von 85% der Probenzeit ist jedoch organisatorisch notwendig. Es ist mit mindestens 100 Stunden Unterricht sowie der gleichen Stundenzahl an eigenständiger Arbeit zu rechnen.
Hier eine Übersicht der Probentermine.
Wichtig: Die Übersicht ist noch kein Probenplan, Sperrtermine können noch berücksichtigt werden und niemand der Beteiligten wird zu alle diesen Terminen proben.
Alle Kursteilnehmer können außerdem kostenfrei an der Freitag-Abend-Klasse sowie am Kurs Theater als Praktische Philosophie Menschlichen Handelns teilnehmen. Die Teilnahme an der Freitag-Abend-Klasse wird aus Trainingsgründen empfohlen.
Die Kurskosten wurden, im Interesse unseres Grundprinzips der Zugänglichkeit für alle, erschwinglich gehalten, im Gegenzug wird deshalb von den Beteiligten erwartet, dass sie mit hoher Eigenverantwortung sowie Verantwortung für die Inszenierung agieren und auch gelegentlich mal Aufgaben zur Verwirklichung der Inszenierung übernehmen, die über das rein Schauspielerische hinausgehen.
Die Meisterklasse schließt mit drei öffentlichen Aufführungen am 29., 30. und 31. Mai im Theater Spielraum. Die Inszenierung wird so konzipiert, dass eine spätere Wiederaufnahme sowie Gastspiele gut machbar sind.
Zu besetzende Rollen
Lubow Andrejewna Ranjewskaja besetztAnja, ihre Tochter besetztWarja, ihre Pflegetochter besetztLeonid Andrejewitsch Gajew, ihr Bruder besetztJermolaj Alexejewitsch Lopachin, Bauer und Nachbar besetzt
Pjotr Sergejewitsch Trofimov, Student (männlich, Spielalter 25-35)
Dunjascha, das Dienstmädchen (weiblich, Spielalter 20-30)Semjon Jepichodow, Buchhalter besetztSimeonov-Piscik, ein benachbarter Gutsbesitzer (männlich, Spielalter 40-55)Charlotta Iwanowna, Gouvernante, besetztFirs, Kammerdiener, ein Greis von 87 Jahren besetztJascha, ein junger Diener besetzt
Für die Teilnahme ist ein Vorspiel mit anschließendem Gespräch notwendig.
Bewerbung mit kurzem Lebenslauf und kurzem Motivationsschreiben (beides maximal 1 A4-Seite) bitte an Anne Frütel (annefruetel@humanacting.org).